Alles zu seiner Zeit

Montags gibt es auf meinen Socialmedia-Accounts immer den "Montags-Impuls" und an diesem Montag hieß der Impuls: "Alles zu seiner Zeit".

Mein Sommer ist so anders verlaufen, als ich mir das gedacht hatte. Es war Juni, ich saß mitten in der Erstellung meines ersten Online-Kurses, als mich ein Krankheitsfall in der Familie nach Kanada reisen ließ. Die Lage war ernst. Innerhalb einer Woche hatte ich alles organisiert, die Kinder gut untergebracht, das Haus versorgt, denn ich wusste nicht, wann ich zurückkommen würde. 

Ich hatte keine Ahnung, was mich dort erwartete. Ich saß im Flugzeug und wusste überhaupt nicht, wohin ich da eigentlich fliege. Meine Arbeit hatte ich einfach mit in den Koffer gepackt.

Letztendlich blieb ich sechs Wochen dort. Es waren sechs sehr emotionale Wochen. Zu Beginn saß ich noch jeden Tag tapfer weiter an der Erstellung des Kurses, meinen ersten Blogartikel habe ich in der Zeit auch veröffentlich. Ich entwarf Ideen zu meiner ersten eigenen Instagram-Challenge. Doch die Konzentration und der Fokus fielen mir zunehmend schwerer. Ich brauchte ewig für meinen nächsten Artikel, die Videos in meinem Kurs "Wie erstelle ich meinen eigenen Online-Kurs" musste ich 3-4 Mal anschauen, bevor ich etwas verstand.

Drei Wochen habe ich durchgehalten. Dann saß ich abends auf der Terrasse und fühlte mich erschöpft und leer. Es schien mir, als bekäme ich nichts mehr hin. Als würde es überall klemmen. Nichts voran gehen. Es war frustrierend. Ich kam mir blöd und ungenügend vor. Mangelhaft, setzen!

Sei milde mit dir

Und während ich da saß, kam ein Blue Jay herangeflogen und setze sich ganz nah an mich heran in die Vogeltränke und nahm ein Bad. Der Blue Jay ist der Nationalvogel in Ontario, ich hatte bis dahin noch keinen gesehen. Und da saß also dieser wunderschöne, blaue Vogel und nahm sein Bad. Spritzte. Flatterte. Hüpfte. War da. 

Der Anblick rührte und fesselte mich. Er hatte mit einem Male all meine Aufmerksamkeit. Und ich begriff: Nein, nicht alles läuft schief. Nicht alles ist zu viel.. Nicht alles gelingt nicht. Auch jetzt und hier gibt es Möglichkeiten, auch die Möglichkeit zur Leichtigkeit und Schönheit. 

Und ich erinnerte mich an eben diesen Satz aus meinem Coaching:

"Sei milde mit dir."

Und augenblicklich wurde ich weich. Meine Schultern senkten sich, die Stirn entspannte sich, das Zwerchfell ließ los und ich konnte wieder atmen. 

Und der andere Satz kam mir in den Sinn:

"Alles zu seiner Zeit."

Und sofort war da wieder Luft und Raum. Ich fragte mich, was denn genau an meiner Arbeit mir so schwer fiel. Und ob wirklich alles so zäh voran ging. Und ich bemerkte, dass mir vor allem die Arbeit am Online-Kurs und der wöchentliche Newsletter auf den Schultern lag. Die Beschäftigung mit der Instagram-Challenge fühlte sich viel leichter an.

Und da beschloss ich, milde mit mir zu sein. Zu sehen, dass eben nicht alles auf einmal möglich war. Ich nahm das, was am leichtesten ging. Die Challenge. Das andere hab ich ruhen lassen.

Und so kam es, dass eben drei Wochen lang kein neuer Blog-Artikel von mir erschien. Und dass mein erster eigener Online-Kurs jetzt eben später auf den Markt kommen wird.

Doch ich hatte viel Freude an meiner Challenge. Ich konnte mich ihr mit ganz viel Begeisterung und Freude zuwenden. 

Und vor allem konnte ich für meine Familie und mich selbst da sein. Ich meine, wirklich DA sein. 

Wirklich da sein können wir nur, wenn es uns nicht wegzieht. Und Stress, Angst, Druck und Sorge ziehen uns weg. Ich habe auch begriffen, dass diese emotionale Achterbahn des Lebens auch wichtig ist. Dass ich nur etwas daraus mitnehmen kann, wenn ich mich wirklich darauf einlasse. Ich neige dazu, diesem ganzen "emotionalen Gedöns" nicht den Raum zu geben, den es verdient. Mich nicht wertzuschätzen dafür, dass ich mich dem Leben voll und ganz hingebe, aussetze, an ihm rüttele und schüttele, es ausquetsche, mit ihm hadere und es doch immer wieder aus tiefstem Herzen liebe. 

Warum ich dir das alles erzähle?

Weil ich dich daran erinnern und dich dazu einladen möchte, auch milde mit dir zu sein.

Viele von uns sind so motiviert, gut zu sein. Wir wollen gute Eltern, Partner, Kinder und Freunde sein. Loyal, zuverlässig, liebevoll, freundlich. Wir wollen im Job flexibel, innovativ, fleißig und erfolgreich sein. Eine gute Live-Work-Balance haben. Uns gut ernähren. Sport treiben und uns regelmäßig bewegen.

Das kann bei allem "Good-Will" schnell zu viel werden. 

Als meine Kinder noch klein waren, sagte ein Kinderarzt einmal zu mir: "Sie sind keine perfekte Mutter. Doch Sie sind eine ausreichend gute Mutter."

Das klingt erstmal hart. Doch dieser Satz hat mir damals viel Druck genommen. 

Deswegen: Sei immer wieder milde mit dir. Hör nie auf damit. Und fang immer wieder damit an. Hab es als Option immer wieder in einer Ecke deines Herzens für dich parat. 

Und denke auch daran: "Alles hat seine Zeit."

Vertraue darauf, dass alles seine Zeit hat. Alles ist gut.

Übung: "Feiere dich!"

Hier passt übrigens auch nochmal wunderbar die Übung hinein, die ich am Dienstag schon gepostet hatte, sie geht so:

Nimm dir jetzt einen Moment Zeit.⠀

Halte inne.⠀

Wenn du magst, schließe deine Augen.⠀

Überlege dir, was heute, in der letzten Zeit oder im vergangenen Jahr nicht so gut gelaufen ist. Wo hat es geklemmt? Wo hast du nicht optimal reagiert? Was hättest du im Nachhinein gerne anders gemacht?⠀

Dann lege deine linke Hand aufs Herz und die Rechte drüber und sage laut zu dir:⠀

"Ich bin milde mit mir."⠀

Dann verabschiedest du dich von diesem Gefühl und legst deine Hände wieder in den Schoss.⠀

Und jetzt: Vergegenwärtige dir, was du alles so richtig gut gemacht hast. Was hat du erreicht? Wo bist du weiter gekommen? Was hast du gelernt? Wo ist es dir gelungen, alte Muster zu durchbrechen? Wo hast du gut für dich gesorgt?⠀

Nun richte dich auf, und klopfe dir mit einer flachen Hand drei Mal auf die Brust und sage laut: "Das hab ich gut gemacht!"⠀

Und lächle!⠀

Fertig!⠀

Das ist die Übung.⠀

Am allerbesten ist die Wirkung, wenn du diese Übung täglich machst. ⠀

Einmal im Monat ist auch super.⠀

Doch mach diese Übung MINDESTENS einmal im Jahr und zwar an deinem Geburtstag!⠀

Ich weiß, dies wird bestimmt nicht der beste Artikel, den ich schreiben werde. Auch nicht der Zweitbeste. Er ist nicht perfekt. Doch heute macht das nichts. Denn heute weiß ich, er ist vollkommen, denn es ist genau der Artikel, der im Moment möglich ist.

In diesem Sinne wünsche ich dir einen vertrauensvollen Tag und ein warmes Lächeln, das du dir selber schenkst.

Du bist gut so, wie du bist.

Wir sehen uns in den Socials,

Wibke.

P.S. Mich interessiert sehr, wie es dir mit diesem Thema geht und wie dir der Artikel gefallen hat. Ich freue mich sehr über deinen Kommentar.

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